Schola Cantorum Wettingensis - 75 Jahre Chorgesang
Die Geschichte der Schola von den Anfängen bis zum Jubiläumsjahr 2024
Die Konzerte waren zwar stehts gut besucht, zahlten sich finanziell aber nicht aus. Spörri trug lange die Kosten selbst und erst anfangs der 1960er-Jahre wurde auf Anregung von Chormitgliedern ein Beitrag eingezogen.
Oskar Spörri hatte noch grosse Pläne, aber es kam anders. Der Tod seiner Gattin 1963 war für ihn ein grosser Schock. Nur zwei Jahre später starb er 1965 im Alter von 55 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. An seinem Grab nahm die Schola unter der Leitung von Johannes Fuchs mit Motetten von Bruckner und Mozarts «Ave Verum» Abschied von ihrem Gründer. Es war ein schwerer Schlag für den Chor.
Johannes Fuchs, Domkapellmeister in St. Gallen und langjähriger Freund der Familie Spörri, stellte die Schola unter einen neuen Leiter, die Wahl fiel auf den Sohn des Verstorbenen, Hubert Spörri. In eindrücklicher Erinnerung unter seiner Leitung bleibt das Gedenkkonzert zu Ehren des Gründers der Schola mit dem «Requiem» von Mozart unter erstmaliger Mitwirkung des Stadtorchesters Winterthur.
1999 feierte die Schola ihr 50-jähriges Bestehen, zuerst mit einem Konzert in der Basilica San Mercuriale Forli, Italien. Begleitet vom Kammerensemble Luzern sang der Chor die «Grosse Credo-Messe» von Mozart.
Im Juni folgten erfolgreiche Aufführungen von «Die Jahreszeiten» von J. Haydn in der Stadtkirche Baden und in der Tonhalle Zürich sowie im Dezember als Abschluss des Jubiläumsjahrs der «Messias» in der Mozart-Fassung. Zur Freude der Schola strahlte Radio DRS im Jubiläumsjahr die Aufnahme des Herbstkonzertes 1998 «Hymnus Corpus Christi Mysticum» von Paul Huber aus.
Am Eröffnungskonzert des Lucerne Festival 2002 sang die Schola zusammen mit dem Chor des Collegium Musicum den Brautchor aus «Lohengrin» von Richard Wagner unter der Leitung von Ivan Fischer, begleitet vom Budapest Festival Orchestra. Auch dieses Konzert wurde von Radio DRS ausgestrahlt.
2003 erfolgte die oben erwähnten Konzertreisen nach Berlin, Montreux und ins KKL Luzern in Zusammenarbeit mit dem Chor des Collegium Musicum Luzern, dem Mozart Ensemble Luzern und den Berliner Symphonikern unter der Leitung von Alois Koch.
Durch ihre vielseitige und erfolgreiche Konzerttätigkeit wurde die Schola weit über ihre Heimatregion hinaus bekannt und erhielt 2006 den Anerkennungspreis der Aargauischen Stiftung für Gesang und Musik für «ihre wunderbare Gesangskultur, die spannenden und abwechslungsreichen Programme und den Mut zu regelmässigen Gastspielen».
Die letzten Konzerte unter der Leitung von Konstantin Keiser waren gemeinsam mit dem Kammerchor Solothurn und dem Musikkollegium. Mit der «Messe e-Moll» von Heinrich von Herzogenberg, «Nänie» von Johannes Brahms und «Die Glocken des Strassburger Münsters» von Franz Liszt endete die Ära Keiser.
2012 - Klosterkirche Köngisfelden, F. Medelssohn, Elias - Foto: Florian Frei
2017 - Predigerkirche Zürich, G.Ph. Telemann, Der Tod Jesu - Foto: Benno Hunziker
Nach der Liebegg-Serenade folgten viele grossartige Werke wie die «Messa di Gloria» von Giacomo Puccini, das «Requiem» von Wolfgang Amadeus Mozart, die «Messe in As-Dur» von Franz Schubert, «Elias» und «Paulus» von Felix Mendelssohn.
Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit Tanz & Kunst Königsfelden bei den hochgelobten Darbietungen von «babel torre viva» zusammen mit dem a cappella-Chor Vocappella (2013). An 23 Abenden pilgerte der Chor singend zum Turm von Babel inmitten von professionellen Tänzerinnen und Tänzern und unterstützt von feurigen spanischen Rhythmen.
2013 - Kosterkirche Königsfelden, Babel Torre Viva, Tanz & Kunst Königsfelden.
2018 standen zweimal Werke des Schweizer Komponisten Paul Huber auf dem Programm: Im Mai bei einem gemeinsamen Konzert mit dem niederländischem Chor WGK Vivace (Missa vocalis und andere) und im Juni die «Missa brevis in C» zu Ehren des 100. Geburtstagstags von Paul Huber nach Anfrage durch die Paul Huber Gesellschaft.
Geplant war 2019 eine Konzertreise nach Holland anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Schola mit einem Gastauftritt bei WGK Vivace. Die Reise wurde aber abgesagt. Aus gesundheitlichen Gründen musste Roland Fitzlaff nach achtjähriger Tätigkeit bei der Schola Mitte Juni 2018 die Chorleitung unerwartet und kurzfristig abgeben.
Stefan Müller beweist sein grosses Können und seine Musikalität nicht nur durch das gefühlsvolle, souveräne Dirigat bei den Konzerten, sondern auch beim Einstudieren der anspruchsvollen Werke. In den Proben herrscht stets eine gute Stimmung, die Sängerinnen und Sänger schätzen Müllers leidenschaftlich und oftmals humorvoll vorgetragenen Hintergrundinfos zu den Komponisten und ihren Werken.
Als äusserst wertvoll erweist sich auch das grosse Beziehungsnetz von Stefan Müller in der Region. So konnte die Schola 2019 bei der musikalischen Gestaltung des Karfreitagsgottesdienstes in der Kath. Kirche Döttingen mitwirken und die «Schöpfung» im November 2023 nochmals als Gäste gemeinsam mit dem Kirchenchor St. Josef in Horgen aufführen.
Entgegen dem Trend ist der Chor in den letzten Jahren wieder stark gewachsen. Aktuell zählt die Schola rund 80 aktive Sängerinnen und Sänger aus 35 Gemeinden in der Region.
Mit dem bevorstehenden Oratorium «Die Jahreszeiten» von Joseph Haydn zum 75-jährigen Jubiläum knüpft die Schola an das 50-jährige Jubiläum 1999 an und setzt zugleich einen weiteren Höhepunkt in ihrer langen und erfolgreichen Geschichte.
Text: Anouk Holthuizen, Emil Niederberger Fotos: Schola Archiv
Quellen: